Unsere Pustertaler Sprinzen

Als Jonas 2016 für seine Mithilfe bei einem Milchbetrieb auf dem Karerpass, ein Kalb geschenkt bekam, war für uns klar, dass ein Kalb allein nicht auf unserem Hof einziehen kann. Auch wenn wir wussten, dass „Blümchen“ nicht lange bei uns bleiben kann, wollten wir eine Zweite Kuh kaufen.
So haben wir uns auf die Suche nach einer geeigneten Stallgenossin für „Blümchen“ gemacht. Wir haben uns verschiedene Rinderrassen angeschaut und da wir nach einer Doppelnutzungsrasse gesucht haben, sind wir schnell auf die Pustertaler Sprinze gestoßen. Die Rasse zeichnet sich durch ihr ruhiges Gemüt, Robustheit und hervorragende Fleischqualität aus. (Für uns war aber am wichtigsten, dass sie sehr gute Mütter sind und leicht abkalben). Wir wollten eine Mutterkuhrasse, die in Südtirol heimisch ist. Da wir damals schon am Archehofprojekt teilnehmen wollten, wenn möglich eine vom Aussterben Bedrohte Rasse unterstützen.
Kurz zur Geschichte der Pustertaler Sprinze. Der Ursprung der Rasse liegt im Südtiroler Pustertal und seinen Seitentälern. Ihr guter Ruf gelangte seinerzeit sogar bis in die ehemalige Kaiserstadt Wien, wo sie auf den dortigen Abmelkbetrieben gerne für die Milch- und Fleischerzeugung gehalten wurde. Die damals in der Kaiserstadt aufblühende Tierzuchtwissenschaft bezeichnete die „Pustertaler“ als die beste Rinderrasse der K+K-Monarchie. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Rinderschlag in züchterische Bearbeitung genommen.
Nach dem 1.Weltkrieg und der Trennung von Südtirol und Österreich und der angliederung von Südtirol an Italien, wurde das Sprinzenrind beinahe ausgerottet. Charakteristisch sind Sprinzen schwarz-weiß oder rot-weiß gescheckt. Aufgrund der Ähnlichkeit (rot-weiß) der Tiere mit der Flagge Österreichs, wurde es sogar verboten rot-weiße Tiere zu besitzen. Ab 1927 waren rotscheckige Tiere von der Körung ausgeschlossen und wurden durch Verdrängungskreuzungen mit Pinzgauern genetisch verändert. Schwarzscheckige Tiere waren beschränkt zugelassen und durften nur zum Decken der Kühe im eigenen Betrieb verwendet werden. Das italienische Tierschutzgesetz Nummer 1366 vom Jahr 1929 verbot die weitere Zucht von Pustertaler Sprinzen und stellte sie sogar unter Strafe. Als Folge davon stellten die Genossenschaften ihre Tätigkeit ein.
Einige Bauern aus dem Pustertal hielten jedoch an dieser Rasse fest und züchteten diese trotzdem illegal für den privaten Gebrauch weiter. Um das Überleben der Rinder zu sichern, mussten sie sich an extreme Standorte in den Bergen zurückziehen. Nur hier war es möglich, den staatlichen Kontrollen zu entgehen. Auf den Almgebieten der Region Brixen wurden nun die Restbestände der Pustertaler Sprinzen wiedergefunden und so weitergezüchtet, wo sie auch heute noch aufzufinden sind. Schließlich wurde das Verbot wieder aufgehoben. Ende der 50er Jahre wurden schließlich 300 Tiere registriert. Seit daher gilt die Pustertaler Sprinze als eine vom „Aussterben Bedrohte Rasse“.

Die Pustertaler Sprinze gilt durch ihre typische Scheckung als eine der schönsten Rinderrassen der Welt. Einige Zuchtmerkmale (Rassenmerkmale) sind jedoch zu beachten. Es gibt rote und schwarz gesprenkelte Tiere, die Grundfarbe ist immer weiß. Ohren, Flotzmaul, Zitzen und die Partie rund um die Augen sind pigmentiert, ins weiße sollte es mit Farbtupfen (Sprinzen) überlaufen. Der übrige Kopf ist vorwiegend weiß und mit mehr oder weniger „Farbsprinzen“ (sprinzen= Farbtupfen) versehen. Die Tiere sind an den Körperseiten gefärbt, die durch einen weißen Streifen an Bauch und Rücken getrennt sind. Bei den Übergängen von Farb- zu Weißfärbung können ebenfalls mehr oder weniger stark ausgeprägte Farbtupfen vorkommen. Die Farbausprägung kann von sehr gering (fast weiße Tiere) bis stark ausgeprägt sein.

 

Nicht nur ihr Erscheinungsbild, sondern auch ihre Robustheit und ihr einfache Haltung, hat uns sehr von der Rasse überzeugt. Wir haben die für uns perfekte Rinderrasse gefunden.
Jonas hat damals (2017) als Futtermittelverkäufer gearbeitet und war deshalb in ganz Südtirol unterwegs. Durch Zufall ist er im Oktober an einer Weide mit Pustertaler Sprinzen vorbeigefahren. Kurzerhand hat er sich dort mit dem Bauer unterhalten und ihn nach möglichen Verkaufstieren gefragt. Wenige Wochen später zog schließlich „Susi“ bei uns ein. Susi war damals schon 7 Jahre alt und war hochträchtig. Am 20. Oktober kam dann „Alma“ auf die Welt. Mit ihr kam die Frage auf, welche Hofstruktur wir in Zukunft einschlagen wollen. Die Mutterkuhhaltung war für unsere damalige Arbeitssituation die geeignetste und einfachste Lösung. Aufgrund dessen haben wir uns dazu entschlossen Blümchen zu verkaufen.
Blümchen ist eine Jersey-Kuh und gehört somit zu einen der leistungsstärksten Milchrinderrassen. Besonders wegen der hohen Milchinhaltsstoffe ist sie bei den Milchbauern sehr beliebt, deshalb haben wir schnell ein geeignetes Zuhause für sie gefunden.